Neue EU-Verordnung zu entwaldungsfreien Lieferketten: Stärkere Einbindung der Lieferländer gefordert
In einem gemeinsamen Aufruf zur neuen EU-Verordnung über entwaldungsfreie Lieferketten (EU deforestation free commodities regulation – EUDR) haben sich Verbände der holzverarbeitenden Industrie in der EU an die Organisationen ITTO und ATIBT gewandt, um eine stärkere Einbindung der Lieferländer in die weitere Entwicklung der neuen Verordnung zu ermöglichen und zu forcieren. Die neue Verordnung EUDR tritt voraussichtlich ca. 2025 in Kraft und wird die EUTR ersetzen.
Der Umweltrat der EU hatte am gestrigen 28. Juni 2022 einen Vorschlag diskutiert und grundsätzlich angenommen, welcher maßgeblich den Charakter der neuen VO beeinflussen wird, daher ist momentan ein günstiger Zeitpunkt für die Erhöhung des politischen Druckes auf die EU, eine Verordnung zu schaffen, die nicht nur den Schutz der weltweiten Waldfläche im Fokus hat, sondern auch praktikable Lösungen für den europäischen Importhandel erlaubt.
Zuletzt hat der GD Holz auf seiner Mitgliederversammlung in München über den Verordnungsentwurf berichtet. Dieser geht weit über die Verpflichtungen der EUTR hinaus und wird in einigen Punkten für Importeure einen administrativen Mehraufwand bedeuten, sofern der Entwurf in seiner derzeitigen Fassung verabschiedet werden sollte.
Der GD Holz hat sich über seinen EU-Dachverband (ETTF) und auch über den Dachverband der EU-Holzindustrie (CEIBois) im Vorfeld der Verabschiedung in einen gemeinsamen Aufruf an den Umweltrat der EU gewandt.
Darüber hinaus haben CEI-Bois, ETTF und der britische Holzhandelsverband nun auch die International Tropical Timber Technical Association (ATIBT) und die International Tropical Timber Organization (ITTO) ins Boot geholt und auf die schwerwiegenden Auswirkungen hingewiesen, die die vorgeschlagene Verordnung auf die Tropenholz produzierenden Länder haben könnte. Dabei wurde herausgestellt, dass eine zuverlässige Versorgung mit Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern der erste Schritt auf dem Weg zu einer biobasierten Kreislaufwirtschaft ist, in der Holz als Ersatz für nicht erneuerbare, nicht nachhaltig erzeugte Materialien und Energie verwendet werden kann. Daher sollte die neue Verordnung über die Vermeidung der Entwaldung einen zuverlässigen und praktikablen Rahmen für Unternehmen schaffen, die mit Holz und Holzerzeugnissen handeln, aber insbesondere auch jene, die sie produzieren.
Es wurde auch bekräftigt, dass der Tropenholzsektor eine Schlüsselrolle bei der Erreichung der Waldbewirtschaftungs- und Naturschutzziele der COP26 spielt. Um dies zu erreichen, müssen der Privatsektor, die Regierungen und die Zivilgesellschaft in den Erzeuger- und Verbraucherländern jedoch zusammenkommen, um weiterhin good governance und nachhaltige Bewirtschaftung zu fördern. Der Schutz und die nachhaltige Bewirtschaftung der Tropenwälder dürfen nicht einseitigen Ansätzen der EU überlassen werden, sondern müssen durch einen kontinuierlichen Dialog und die Bereitstellung von Mitteln forciert werden, die eine nachhaltige Produktion unterstützen, Reformen und Verbesserungen in den Erzeugerländern anregen, zu einem nachhaltigen Verbrauch verpflichten und die Kosten der Durchsetzung teilen. Ein Hauptkritikpunkt ist auch, dass die neue VO keine Ansätze beinhaltet, lokale Wertschöpfung in den Lieferländern zu stärken und Strukturen zu durchbrechen, die ländliche Armut begünstigen.
In dem Schreiben an ATIBT und ITTO wurden neben den von GD Holz-Seite bereits kritisierten Punkten weiterhin die folgenden zwei Punkte angesprochen:
- stärkere Anerkennung der freiwilligen Partnerschaftsabkommen (Voluntary Partnership Agreements - VPA). VPA sind ein wirksames Instrument zur Verbesserung der Waldbewirtschaftung und zur Erreichung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung, sie spielen eine Schlüsselrolle für einen wirksamen Beitrag zur wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Entwicklung der Erzeugerländer. Ohne einen Anerkennungsmechanismus in der Verordnung gibt es für die tropischen Erzeuger keinen Anreiz, ihre Risikoeinstufung
zu verbessern oder weiterhin am Zustandekommen eines VPA zu arbeiten.
- Anreize für die Entwicklung nationaler Standards: Die VPAs bieten auch Anreize für die Entwicklung nationaler Normen und Systeme in den Erzeugerländern, mit denen nachgewiesen werden kann, dass die ausgeführten Holzerzeugnisse alle rechtlichen Anforderungen des jeweiligen Landes erfüllen. Dies ist ein wichtiger erster Schritt hin zu einer durchsetzbaren, langfristig nachhaltigen Waldbewirtschaftung. Er trägt auch dazu bei, Handelspartner in längerfristige Verbesserungen in den Ländern einzubeziehen.
Beide Organisationen waren aufgeschlossen und haben bekräftigt, dass sie auch weiterhin ihre Unterstützung anbieten würden. Der GD Holz wird die Entwicklungen der neuen VO eng beobachten und seine Mitglieder informiert halten. Eine Zeitleiste über den genauen Fahrplan bis zum Inkrafttreten hat die EU-Kommission bisher nicht zur Verfügung stellen können. (NOP)
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