Nadelschnittholz – frisch oder trocken?
Selbst im fortgeschrittenen 21. Jahrhundert stellt das Messen und Vereinbaren einer Holzfeuchte keine Selbstverständlichkeit dar. Macht nur der Preis die Musik?
Im Rahmen der Neufeststellung der Tegernseer Gebräuche fragen wir nach: Welche Vereinbarungen treffen Sie mit Ihren Schnittholzlieferanten?
Ein Zitat aus einer Information für Bauherren vom Bund Deutscher Zimmermeister (Holzbau Deutschland) aus dem Jahr 2003: Der ausschließliche Einsatz von trockenem Bauholz verhindert mögliche Mängel und Schäden an Holzkonstruktionen und erspart damit allen Beteiligten Ärger, Nerven, Zeit und Geld.
Die Forderung nach trockenem Holz – zumindest für den Baubereich – ist also nicht neu, ist diese Aussage doch fast 20 Jahre alt.
Allerdings zeigen die Gespräche in der Kommission zur Neufeststellung der Handelsgebräuche: An dieser Stelle gehen Theorie und Praxis weiterhin auseinander.
Machen Sie mit! Abfrage zu üblichen Lieferfeuchten von Nadelschnittholz
Die Feststellung eines Gebrauchs ist kein Wunschkonzert. Klar wünscht sich der Zimmermann optimal getrocknetes Holz, am besten astfrei und kerzengerade. Aber solche Qualitäten sind rar und entsprechend preisintensiv, daher müssen Kompromisse gefunden werden.
Welche Produkte bestellen Sie, in welcher Qualität? Was vereinbaren Sie, wo verlassen Sie sich auf die handelsübliche Qualität? Um ein Meinungsbild zu bekommen und die handelsübliche Qualität feststellen zu können, haben wir eine kurze Umfrage gestartet und bitten Sie, um Ihren Input: www.surveymonkey.de/r/Gebraeuche_Teil2
Die Beantwortung wird nicht mehr als 10 Minuten in Anspruch nehmen. Die Ergebnisse sind wichtig, um festzustellen, inwieweit Schnittholz-Sortimente grundsätzlich getrocknet werden oder dies Teil einer Vereinbarung ist.
Holzfeuchte-Bereiche mit praktischer Bedeutung
Grundsätzlich soll planerisch Holz mit derjenigen Feuchte eingebaut werden, die sich während des Gebrauchs langfristig einstellt. Dies ist z. B. auch in der DIN 68800-2 (Holzschutz) geregelt, die besagt:
Holz und Holz-Werkstoffe sind zur Vermeidung von unzuträglichem Quellen und Schwinden möglichst mit dem Feuchtegehalt einzubauen, der während der Nutzung zu erwarten ist.
Gemäß des Eurocode 5 für Holzbau sind dort folgende Richtwerte für die drei Nutzungsklassen (NKL 1 – Innenbereich, trocken; NKL 2 – geschützter Bereich, feucht; NKL 3 – Außenbereich, nass) angegeben:
- NKL 1: Holzfeuchte ca. 05–15 %
- NKL 2: Holzfeuchte ca. 10–20 %
- NKL 3: Holzfeuchte ca. 12–24 %
Dabei gilt grundsätzlich die Regel, dass im Holzbau kein Holz mit einer Holzfeuchte über 20 % eingebaut werden darf, es sei denn, es wurde gesondert vereinbart und entsprechende Risiken wurden planerisch berücksichtigt, z. B. bei Sanierungen im Altbau oder bei Fachwerk-Konstruktionen.
Verwendungsbereiche und deren Ausgleichsfeuchten
Die Kenntnis der Gleichgewichtsfeuchte ist wichtig für die zweckmäßige Trocknung und Verwendung von Holz. Vor der Verarbeitung sollten Holz und Holzprodukte auf diejenige Feuchte getrocknet werden, die annähernd dem Gleichgewicht seiner späteren Umgebung entspricht. Damit wirken dann nur noch die periodischen Klimaschwankungen auf das Holz ein, wodurch die Formänderungen durch Quell- und Schwindvorgänge möglichst gering gehalten werden.
So macht es einen großen Unterschied, ob Holz für die Außenbekleidung eines Gebäudes oder als Fußboden im Innenbereich verwendet wird. Je nach späterem Verwendungszweck wird eine unterschiedliche Endfeuchte, die sogenannte Sollfeuchte, bei der Holztrocknung angestrebt. Die unten gezeigte Tabelle gibt die zu erwartenden Ausgleichsfeuchten für unterschiedliche Verwendungsbereiche des Holzes an. (zel)
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