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21.04.2021rss_feed

Mangelware Dachlatten – Gibt es Alternativen?

Eine meist sägeraue, egalisierte Latte – üblicherweise in den Abmessungen 30 × 50 mm oder 40 × 60 mm, mehr ist es nicht, oder? Leider doch, da sich aufgrund von EU-Bauprodukten-Verordnung (BauPVO) und den Anforderungen der Berufsgenossenschaft einige Anforderungen an die 'Dachlatte' ergeben.


Überall wird von steigenden Preisen und schwieriger Beschaffungslage berichtet. Ein regelrechter Run auf Roh- und Baustoffe hat begonnen weit über Holz und Holzprodukte hinaus. Da wir von vielen Seiten hören, dass gerade auch die einfache Dachlatte davon betroffen ist, möchten wir hier noch einmal die Bedingungen für den sicheren Einsatz auf dem Dach erläutern:

Hintergrund

Mit der EU-Bauprodukten-Verordnung (BauPVO) wurde 2011 das Anbringen von CE-Zeichen auf vielen Bauprodukten Pflicht. Dies wurde von den Stakeholdern zum Produkt Dachlatte zum Anlass genommen, eine Vereinbarung zu treffen, die sowohl die Anforderungen an das Produkt erfüllt wie auch die Anforderungen der Berufsgenossenschaft für den Dachdecker, der die verbauten Dachlatten als Arbeitsplatz nutzt. Dementsprechend müssen Dachlatten besondere Festigkeiten aufweisen.

Verbände-Vereinbarung

2016 wurde seitens der beteiligten Verbände eine klare Regelung für Dachlatten getroffen und in der sog. Verbände-Vereinbarung (siehe Anhang) geklärt, wie die Anforderungen an die CE-Kennzeichnung und die Sicherheit auf der Baustelle für den Dachdecker in Einklang gebracht werden können. Neben diesen nach DIN 4074-1 meist S10-sortierten Dachlatten sind zwischenzeitlich auch maschinell sortierte Dachlatten auf dem Markt erhältlich.

 

Visuelle Sortierung nach DIN 4074-1

Gegenwärtig werden Dachlatten meist visuell sortiert. Das heißt, geschultes Personal der Sägewerke kontrolliert die Latten auf Äste und andere Unregelmäßigkeiten nach den Kriterien der Sortierklasse S10 nach DIN 4074-1. Vor allem Äste haben einen wesentlichen Einfluss auf die Tragfähigkeit.

Dabei sind nicht nur die Größe der Äste, sondern auch die Lage und der Verlauf entscheidend. Der Einfluss von Schmalseitenästen kann auch sehr unterschiedlich ausfallen. Die Rohdichte kann bei einer visuellen Kontrolle nicht erfasst werden. Diese hat jedoch einen hohen Einfluss auf die Festigkeit und damit auf die Tragfähigkeit von Dachlatten. Die Tragfähigkeit der Dachlatte ist entscheidend für die Sicherheit der auf Dächern arbeitenden Handwerker, insbesondere da es sich um einen Standarbeitsplatz mit großen Absturzhöhen handelt.

 

Möglichkeit der maschinellen Sortierung

Eine genauere Bestimmung der Festigkeitswerte kann über eine kombinierte Erfassung von Rohdichte, Holzmerkmalen, Holzfeuchte und Dimension durchgeführt werden. Bei der maschinellen Sortierung von Dachlatten erreicht man aufgrund der Erfassung und Auswertung aller dieser Faktoren eine gleichbleibende Qualität und erhöht die Sicherheit für den Verarbeiter.

Auf Grundlage des Prüfberichts (Ermittlung charakteristischer Werte von visuell nach DIN 4074-1 sortierten Dachlatten aus Fichte und Tanne, Holzforschung München, 2014, Bericht 14056) und des Sachverständigen-Gutachtens (Holzforschung Austria Auftrag-Nr. 1818/2016-RB vom 26.10.2016) haben die BG BAU und die Verbände der Hauptanwender (Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks und Holzbau Deutschland) entschieden, dass die Festigkeitsklassen der DIN EN 338 (z. B. C24) auch für Dachlatten anwendbar sind.

 

Aufnahme der maschinellen Sortierung in die Regelwerke

Die BG BAU und die Verbände der Hauptanwender nahmen daher neben der visuellen Sortierung auch die maschinelle Sortierung nach Festigkeitsklassen in ihre Regelwerke auf. Die stirnseitig rote Farbkennzeichnung in Verbindung mit der CE-Kennzeichnung ist sowohl bei den visuell als auch bei den maschinell sortierten Dachlatten eindeutiges Erkennungsmerkmal für eine korrekt sortierte Dachlatte.

Die Anforderungen an Dachlatten ohne weiteren rechnerischen Nachweis sind in der Tabelle dargestellt:


Tabelle Dachlatten Zel

Imprägnierte Dachlatten

Wie in der Verbändevereinbarung beschrieben und in der Holzschutznorm (DIN 68800) festgelegt, sind für geschützte Bauteile unter Dach, für die keine Auffeuchtung zu erwarten ist, keine chemischen Holzschutzmaßnahmen erforderlich. In der Regel werden Dachlatten daher heute technisch getrocknet und ohne Imprägnierung eingebaut. Während dies die Empfehlung ist, um auf chemischen Holzschutz zu verzichten, heißt dies aber nicht, dass das Imprägnieren von Dachlatten verboten ist – es gibt durchaus Anwendungen, z. B. in höheren Gebrauchsklassen oder Renovierungsfällen, wo ein chemischer Holzschutz angebracht sein kann.

 

Anlagen


Foto: © GD Holz

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