Ein Jahr Holzbau-Initiative – eine kurze Bilanz mit vielen Fragezeichen
Vor gut einem Jahr wurde von der Bundesregierung die Holzbauinitiative verkündet. Grund genug eine erste Bilanz zu ziehen. Wo stehen wir aktuell bei der Umsetzung? Gibt es spürbare Auswirkungen für die Holzhandelsbranche? Was erwartet uns kommendes Jahr?
Die Holzbauinitiative der Ampelregierung wird von den Themen Wohnungsnot, steigende Baukosten, Material- und Fachkräftemangel, Landesbauordnungen und Klimawandel begleitet.
Initiativen sind nicht zu verwechseln mit Gesetzesvorhaben. Sie sind – ähnlich wie eine Koalitionsvertrag – Absichtserklärung, ein politisches Programm umzusetzen. Ob und wann sich dies in konkreten Programmen, Gesetzen oder Erlässen wiederfindet, ist eine Frage des politischen Willens der beteiligten Parteien. Dies interessiert nicht nur die Holzbranche, sondern auch die Opposition, so war dies auch Thema einer aktuellen kleinen Anfrage der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag. Die Abgeordneten wollen von der Bundesregierung unter anderem wissen, welche konkreten Auswirkungen die Holzbauinitiative auf den Waldumbau in Deutschland hat und wie sich die Holzbauinitiative auf die Bauwirtschaft und Bautätigkeit in Deutschland, insbesondere auf die Beschleunigung des Wohnungsbaus und die CO2-Einsparung im Gebäudebereich, auswirkt, und in welchem Umfang bei öffentlichen Bauvorhaben Holzbauten der Vorrang gegeben werde.
Wohnen ist die zentrale soziale Frage unserer Gesellschaft, weshalb seitens der Ampel-Regierung am Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr festgehalten werde, wie Staatssekretär Sören Bartol (SPD) aus dem Bundesbauministerium unlängst erklärte – auch wenn es weit verfehlt werde. Die Verunsicherung der Investoren durch den Ukrainekrieg, eine für viele Entwickler überraschende Kreditzinsentwicklung, Sparzwänge in den öffentlichen Haushalten, das Leerlaufen von Fördertöpfen und die Baukosteninflation seit Corona haben jedoch in Summe zu Investitionszurückhaltung geführt.
Um den Holzbau als unterstützendes Element des Wohnungsbaus voranzubringen, gilt es, regulatorische Hemmnisse – v.a. in den Landesbauordnungen – abzubauen, Baustandards angepasst und Förderprogramme entwickelt werden. Der Holzbau ist für die gesamte Wertschöpfungskette ein treibender Motor, welcher die nachfolgenden Branchen beeinflusst.
In dem letzten Jahr wurde bereits viel für den Werkstoff Holz erreicht - in der Konsequenz muss dies seitens der Politik weiter vorangetrieben werden. Positiv aus wirtschaftlicher Sicht stimmt, dass eine steigende Anzahl von Hypothekenkreditverträge, rückläufige Preise für Grundstücke und Bestandsimmobilien darauf hoffen lassen, dass die Bautätigkeit wieder zunehmen werde. (tl)
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